100 Haare am Tag zu verlieren – das ist ganz normal. Sind es aber mehr, spricht man von Haarausfall. Die Gründe, die ihm zugrunde liegen, sind unterschiedlich – genauso wie die Behandlung.
Volles, glanzvolles und gesundes Haar wünschen sich wohl die meisten. Die Frisur ist mehr als nur schöne Kopfbedeckung, sie kann sogar Symbolkraft haben und neben der modischen Einstellung auch politische Orientierung oder religiöse Zugehörigkeit kommunizieren. Pflegemittel aller Art sollen dafür sorgen, das Wachstum der Kopfhaare anzuregen, sie vor Trockenheit und Spliss schützen und auch sonst gut versorgen. Liegen dann aber plötzlich besonders viele Haare auf dem Kopfkissen, verstopfen den Abfluss des Waschbeckens, stecken in Überzahl zwischen den Kammborsten oder besiedeln den Fußboden, dann ist die Sorge groß. Haarausfall sorgt für großen Leidensdruck – bei beiden Geschlechtern.1
Mehr als Optik: Haare haben eine Aufgabe
Grundsätzlich hat die Natur das Haar für uns vorgesehen, um unseren Körper zu schützen, vor Wärmeverlust oder Fremdkörpern. Jeder Mensch hat etwa fünf Millionen Haare am ganzen Körper – 100.000 bis 150.000 davon trägt er auf dem Kopf.2 Ob wir glattes oder lockiges, krauses, seidiges oder raues, dickes oder dünnes Kopfhaar haben, das liegt uns in den Genen. Sie bestimmen auch, wie lang die Haare überhaupt werden können. Haare bestehen wie Finger- und Fußnägel aus Horn (Keratin) oder einfacher: aus abgestorbenen Zellen. Aus den Haarwurzeln in der Kopfhaut wachsen die Haare, nachdem sich sogenannte Spindeln nach oben geschoben und lange Fasern gebildet haben, die sich untereinander verdrehen und zu einem Haar werden. Jedes Haar hat sein eigenes Tempo. Keines bleibt ein Leben lang. Jedes wächst, fällt irgendwann aus und wächst dann (meist) nach.3 Damit der Kopf nicht kahl ist, fallen die Haare nicht gleichzeitig aus und wachsen auch nicht gleichzeitig nach. Ein Teil des Haupthaars wächst durchgehend nach, ein Siebtel befindet sich in einer Art Ruhephase und etwa 100 Haare fallen pro Tag aus. Mit zunehmendem Alter wird das Haar der meisten Menschen etwas lichter.3,4
Wenn der Haarausfall nicht mehr „normal“ ist
100 Haare können einem viel vorkommen. Oft ist es nur ein subjektives Empfinden. Doch erst, wenn es mehr als 100 Haare oder 50 bis 80 bei Kindern sind, die ausfallen, spricht man tatsächlich von Haarausfall. Der Fachbegriff für Haarlosigkeit ist Alopezie oder Alopecia. Haarausfall kann vorübergehend sein, dann wachsen die Haare von allein nach einer Zeit wieder. Sind die Haarwurzeln allerdings nachhaltig geschädigt, dann können an betroffenen Stellen keine neuen Haare nachwachsen. Grundsätzlich unterscheidet man anlagebedingten, diffusen und kreisrunden Haarsaufall sowie unspezifische Formen des Haarverlusts.5
Genetisch bedingt: Anlagebedingter Haarausfall
Der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie) ist mit 95 Prozent die meist auftretende Form des Haarverlusts bei beiden Geschlechtern und wie der Name schon verrät, genetisch bedingt. Zwei Drittel der Männer sowie etwa 40 Prozent der Frauen sind davon betroffen. Auch wenn der Haarverlust Betroffene sehr belastet, ist der anlagebedingte Haarausfall nicht krankhaft.
Die androgenetische Alopezie äußert sich bei Männern durch die bekannten Geheimratsecken an den Schläfen oder auf dem Oberkopf und kann zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Glatze an Stirn oder Hinterkopf führen. Schon bei Jugendlichen können erste Anzeichen dafür auftreten. Je früher der Beginn des Haarausfalls, desto ausgeprägter der Verlauf. Grund für die ausfallenden Haare sind schrumpfende Kopfhaarwurzeln, die überempfindlich auf das männliche Geschlechtshormon Dihydrotestosteron reagieren und keine kräftigen Haare mehr bilden können.
Bei Frauen macht sich der genetisch bedingte Haarausfall dagegen besonders im Scheitelbereich und durch insgesamt schütteres Haar bemerkbar. Mit zunehmendem Alter, meist erst stärker nach den Wechseljahren, kann sich das Haupthaar nach hinten und seitwärts lichten. Eine Glatze entsteht aber normalerweise nicht. Ob auch hier eine gesteigerte Empfindlichkeit der Haarwurzeln vorliegt, ist noch unklar.5
Haarlose Punkte: Kreisrunder Haarausfall
Tritt Haarausfall nur punktuell auf, als hätte man die Haare an den betroffenen Stellen kreisförmig ausgestanzt, dann handelt es sich um kreisrunden Haarausfall – auch Alopecia areata genannt. Diese Form des Haarausfalls kann auch in selteneren Fällen die Augenbrauen, Wimpern oder den Bart betreffen. In Deutschland sind schätzungsweise eine Million Menschen davon betroffen, vor allem Menschen unter 30 Jahren. Der Grund hierfür ist eine Autoimmunkrankheit. Der Körper greift lokal die Haarwurzeln an. Bei dieser Form des Haarausfalls kann es zu langanhaltendem oder sogar völligem Haarverlust kommen. Bei 80 Prozent der Betroffenen schließen sich die kahlen Stellen aber wieder nach einiger Zeit. Das Krankheitsbild verläuft sehr individuell und unvorhersehbar.6
Gesamtes Haar wird dünner: Diffuser Haarausfall
Lässt die gesamte Haardichte spürbar nach, dann ist von diffusem Haarausfall die Rede. Nach einer Schwangerschaft oder Hormonbehandlung kann dies zum Beispiel auftreten. Zu den häufigsten Ursachen zählen Funktionsstörungen der Schilddrüse oder Eisenmangel. Auch Medikamente können einen diffusen Haarausfall begünstigen. Hierbei, aber auch bei kreisrundem Haarausfall, wird außerdem der Faktor Stress als Ursache diskutiert.7
Es führt kein Weg um einen Hautarztbesuch
Zu berücksichtigen ist: Zwischen Ursache und Haarverlust kann einige Zeit vergehen. Haare fallen in der Regel nie sofort aus. Viel mehr stellen sie ihr Wachstum ein, gehen zunächst in den Ruhezustand über und fallen dann erst aus – leider oft gleichzeitig. Grundsätzlich ist immer ein Dermatologe bzw. eine Dermatologin die richtige Anlaufstelle, um eine Diagnose stellen zu lassen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wird hier über die Stärke, Ausprägung und Dauer des Haarausfalls gesprochen, genauso wie über vorliegende Krankheiten, weitere Symptome, Medikamenteneinnahme, Lebensumstände und genetische Veranlagungen. Manchmal reicht schon der Blicktest, um eine Diagnose stellen zu können. Ergänzend können neben weiteren spezialisierten Verfahren auch ein Zupftest, eine Haar- oder Haarwurzelanalyse sowie Bluttests Aufschluss geben.8
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Was hilft gegen Haarausfall?
„Was kann ich gegen den Haarausfall tun?“ Das wollen alle Betroffenen wissen und suchen nach schneller Lösung. Eine allgemeingültige Antwort darauf gibt es nicht, ist der Haarausfall je nach Art und Ursache doch völlig individuell. Zuerst sollte immer eine Diagnose gestellt werden, um dann im Anschluss korrekt mit Medikamenten, Tinkturen, Salben oder anderen Therapien zu behandeln – falls überhaupt notwendig. Nicht jeder Haarausfall muss auch behandelt werden und gibt sich mit der Zeit von selbst. Grundsätzlich ist es schwer abzuschätzen, wie erfolgreich eine Therapie ist. Es gilt aber: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser. Auch Betroffene von erblich bedingtem Haarausfall sollten nicht im Alleingang ihrem Haarverlust begegnen. Zahlreiche Präparate, die das Haarwachstum anregen sollen, sind nicht auf ihre Wirksamkeit getestet worden. Sich vorab bei Experten über Wirkung und Nebenwirkungen zu informieren, ist daher immer sinnvoll.9 Bei einem Vitamin B12-Mangel kann Spirulina gegen Haarausfall helfen. In Spirulina ist besonders viel Vitamin B12 enthalten.