Etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung plagt ein Fersensporn. Diese schmerzhafte Reizung an der Sohle entsteht vor allem bei dauerhafter Überbelastung des Fußes. Hier erfahren Sie alles zu Ursachen und Behandlung.
Plötzlich ist er da. Man ist auf seiner Trainingsrunde unterwegs, alles scheint wie immer, und dann beginnt es – erst als kleine Irritation, die schließlich zu einem Schmerz mutiert. „Wird schon wieder weggehen“, denkt man sich. Die nächsten Trainingseinheiten verlaufen ähnlich. Einige Wochen später schmerzt die Ferse schon beim Loslaufen, dann wird es für einige Kilometer besser. Wieder daheim beginnt der Fuß dann so richtig wehzutun. Von diesem Tag an wird der Schmerz schließlich zum konstanten Begleiter, man spürt ihn beim Loslaufen, zwischendurch und am Ende jeder Laufeinheit. Die Ursache? Möglicherweise ein Fersensporn.
Zu unterscheiden sind zwei Formen: Beim unteren Fersensporn handelt es sich um einen Knochenauswuchs am unteren Teil des Fersenbeins. Dieser entsteht am Ursprung der Plantarfaszie, einer Sehne, die entlang der Fußsohle von der Ferse bis zu den Zehen verläuft und aufgrund des Sporns häufig entzündet ist (Plantarfasziitis). Am häufigsten tritt der Fersensporn bei Menschen zwischen dem 40. und 66. Lebensjahr auf, unabhängig vom Geschlecht. Neben dem unteren Fersensporn am Ursprung der Plantarfaszie gibt es den oberen Fersensporn, der als knöcherner Auswuchs am oberen Teil des Fersenbeins am Ursprung der Achillessehne entsteht. Er wird auch als Haglundferse oder Haglundexostose bezeichnet und geht oft mit einer Achillessehnenentzündung (Achillodynie) sowie starken belastungsabhängigen Schmerzen an der Achillessehne einher.
Wie fühlt sich ein Fersensporn an?
Typische Symptome eines unteren Fersensporns, mit dem Läufer es meist zu tun haben, sind Schmerzen an der Fußsohle oder direkt am Fersenbein. Diese Schmerzen sind meistens stechend und treten überwiegend morgens oder nach längerem Sitzen auf. Auch Schmerzen im Längsgewölbe des Fußes und in der Wadenmuskulatur sind bei einem Fersensporn möglich. Vor allem zu Beginn und am Ende einer Laufeinheit klagen Läufer mit Fersensporn über Schmerzen. Manchmal werden die Beschwerden derart stark, dass sie auch am folgenden Tag einen normalen Abrollvorgang beim Gehen und Laufen unmöglich machen. Übrigens gibt es auch Menschen, die einen Fersensporn haben, dabei jedoch völlig schmerzfrei sind. Andersherum gibt es Läufer, die zwar über die typischen Schmerzen klagen, bei denen aber kein Fersensporn nachgewiesen werden kann.
Was sind die Ursachen?
Die Hauptursachen für einen Fersensporn sind ein Spreizfuß und eine mangelnde Beweglichkeit der kurzen Zehenmuskeln. Ursächlich sind vermutlich zu starke Zugkräfte der kurzen Zehenmuskeln, die über die Plantarfaszie oder Plantaraponeurose (Sehnenplatte an der Unterseite des Fußes) auf den unteren Fersenknochen wirken. Die Struktur eines Knochens richtet sich nach den Zug- und Druckkräften, die auf ihn wirken. Bei einem Fersen- oder Aponeurosensporn kommt es durch eine übermäßige Beanspruchung der Plantarfaszie zu einer Entzündung (der Plantarfasziitis) und/oder der Bildung eines knöchernen Vorsprungs am Sehnenursprung der Plantarsehne. Eine starke Beugestellung der Zehenmuskeln ist ursächlich für den Fersensporn.
Funktionelle Beinlängendifferenzen und/oder muskuläre Dysbalancen vor allem der Hüft-, Gesäß-, Waden- sowie Rumpfmuskulatur und/oder Fußfehlstellungen (Spreizfuß, Supinierer, Überpronation, Plattfuß und Senkfuß) können das Krallen der Zehen und damit eine Entstehung des Fersensporns begünstigen. Ein wichtiger Faktor scheint auch Übergewicht beziehungsweise Adipositas zu sein. Ob die Zahl der gelaufenen Kilometer pro Woche oder langes Stehen in Beruf und Freizeit die Entstehung eines Fersensporns begünstigen können, ist wissenschaftlich bisher noch nicht eindeutig geklärt worden.
Was hilft beim Sporn?
Auch wenn ein Fersensporn meist nicht vollständig geheilt werden kann, lassen sich die mit ihm einhergehenden Beschwerden lindern. Dabei geht es vor allem um die Optimierung des Verhältnisses von Belastung und Entlastung sowie den richtigen Mix aus Krafttraining und Dehnübungen für die Füße. Kräftigen Sie Ihre Fußmuskulatur, zum Beispiel durch regelmäßiges Barfußlaufen auf weichen Untergründen (Sand, Wiese). Indem Sie den Vorfuß etwas erhöht auf einem Kissen oder einem Brett aufstellen, das Knie leicht beugen und Ihr Körpergewicht nach vorn verlagern, können Sie die Fußsohle mobilisieren und aufdehnen. Leichte Selbstmassagen der Fußmuskeln sind ebenfalls hilfreich, um die Zehen zu dehnen. Mit einem Golf-, Tennis- oder Faszienball können Sie die Fußsohle nebenher im Büro unter dem Schreibtisch ausrollen. Aber Achtung: Dabei die Zehen nicht krallen, sondern strecken!
Lassen Sie außerdem von einem Physiotherapeuten Ihre Gesäß-, Waden- und Bauchmuskulatur im Seitenvergleich auf muskuläre Defizite testen. Auf dieser Grundlage können Sie gemeinsam ein Athletikprogramm erstellen, das die Fußmuskulatur und damit die Plantarsehne und den Fersensporn entlastet. Mit einem Kinesio-Tape im Verlauf der Zehen- und/oder Wadenmuskulatur können Sie Ihren Fokus auf die zu aktivierende Muskulatur verbessern, ein Erinnerungstape sozusagen. Das hilft dabei, im Alltag und im Sport Muskeln zu aktivieren, die man sonst gern mal vergisst oder unphysiologisch einsetzt.
Einige Ärzte bieten bei einem Fersensporn eine radiale und fokussierte Stoßwellentherapie an, deren Wirkung allerdings bis heute nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Die Anwendung dieser Therapie sollte erst erwogen werden, wenn nach vier Wochen Belastungsmanagement, Kräftigung und Dehnung noch keine nennenswerte Symptomverbesserung eingetreten ist. Bei einem Fersensporn ist auch eine Kortison-Injektion möglich. Sie sollten sich vorher aber genau über die Nebenwirkung informieren und alle oben genannten konservativen Therapiemöglichkeiten ausschöpfen, bevor Sie sich spritzen lassen.
Auch Einlegesohlen können bei einem Fersensporn helfen, die Schmerzen zu lindern. Sie allein lösen das Problem allerdings nicht, da sie grundsätzliche Muskeldysbalancen nicht ausgleichen. Falls Sie sich Einlagen anfertigen lassen, achten Sie darauf, dass der Hersteller einen individuellen Abdruck Ihres Fußes anfertigt und Sie beim Laufen und Gehen genau analysiert. Ein guter Test, ob Einlegesohlen helfen können, ist der Einsatz eines nicht elastischen Tapeverbands, der das Fußgewölbe stabilisiert. Wenn so ein Tape Ihre Schmerzen lindert, wird eine Einlage voraussichtlich auch Erfolg bringen.
Bandagen, die ebenfalls zur Behandlung eingesetzt werden, haben zwei Ziele: Zum einen polstern sie die Ferse, was zu einer Entlastung des Schmerzbereichs führt. Zum anderen erweitern sie die Dorsalextension des Sprunggelenks und sorgen für eine Dehnung und Entlastung der Plantarfaszie. Bei akuten Fersenschmerzen können solche Bandagen vorübergehend hilfreich sein, um Ausweichmechanismen zur Schmerzverhinderung zu vermeiden.
Wenn keine dieser Maßnahmen hilft, besteht bei einem Fersensporn noch die Möglichkeit eines operativen Eingriffs, bei dem der knöcherne Vorsprung am Fersenbein entfernt wird. Vorher sollten jedoch alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft und sichergestellt sein, dass nach der Operation nicht weiterhin zu starke Zugkräfte auf dem Fersenbein lasten, zum Beispiel durch individuell angefertigte Einlagen.
Übungen beim Fersensporn
Dehnung der Plantarfaszie
Stellen Sie sich in geringem Abstand vor eine Wand. Ziehen Sie die Zehen des schmerzenden Fußes leicht nach oben und stellen Sie sie gegen die Wand, die Ferse bleibt am Boden. Achten Sie darauf, dass Ferse und Fußspitze in einer Linie sind und nicht seitlich wegdrehen. Verstärken Sie nun die Dehnung ganz kontinuierlich, indem Sie sich etwas nach vorn beugen und das Körpergewicht Richtung Wand verlagern. Halten Sie die Dehnung etwa zehn Sekunden und verlagern das Gewicht dann wieder nach hinten. Wiederholen Sie die Übung zehnmal.
Waden dehnen
Stellen Sie sich in Schrittstellung mit etwas Abstand vor eine Wand, der zu dehnende Fuß steht dabei hinten. Stützen Sie sich bei Bedarf an der Wand ab. Das vordere Bein dient als Standbein und ist wie beim Ausfallschritt leicht gebeugt. Das hintere Bein steht leicht versetzt mit der Ferse auf dem Boden, das Kniegelenk ist gestreckt. Beugen Sie nun das hintere Kniegelenk für etwa 30 Sekunden, sodass Sie die Dehnung von der Ferse bis in die Wade spüren. Wiederholen Sie die Übung dreimal täglich.