Einfach mal nichts tun. Oder anders: faul sein. Was in manchen Ohren eher negativ klingt, hat eigentlich viele Vorteile – und präventive Wirkungen.
Ruhe für Körper und Gehirn
Hier noch schnell was erledigen, da noch eine Mail beantworten und nebenbei noch drei Verabredungen mit Freunden ausmachen. Alles nur Stress. Da möchte man doch eigentlich nichts tun. Aber darf man das? Darf man einfach mal faul sein? Die Erwartungen, die auch mitunter aus der Gesellschaft heraus geschürt werden, ständig Leistung bringen zu müssen, sind hoch. Doch gerade da tun Pausen, abschalten, nichts tun, gut. Glaubt auch Gabriele Duchek, Coach und Teamentwicklerin aus Lüneburg. „Mal faul zu sein ist auch wichtig, um einen Ausgleich in der Lebensbalance zu schaffen.“ Der Körper komme zur Ruhe und auch das Gehirn habe mehr Gestaltungsmöglichkeiten, sagt sie. „Es bekommt dann auch die Zeit, neue Prozesse und Denkmuster anzugehen.“
Wie man faul sein lernen kann
Ohne schlechtes Gewissen ist es oft aber gar nicht möglich, nichts zu tun. Das ist die Krux. „Man hat ein schlechtes Gewissen, weil man denkt, man tue nichts. Doch man tut etwas für sich“, sagt Duchek. Das kann überaus positiv sein – auch für die eigene Gesundheit. Die 57-Jährige weiß aus der Arbeit als Teamentwicklerin und Burnout-Präventionscoach, dass das gar nicht so einfach ist. Die Gedanken, die einen umtreiben, hören nicht schlagartig auf, wenn man nichts tut. In ihren Coachings entwickelt Duchek Techniken, mit denen man dem entfliehen kann. Dass man Zeit für sich hat und sich mit sich selbst beschäftigt. Achtsamkeits-, Atemübungen und mehr. „Da muss man dann sozusagen lernen, auf die Bremse im Karussell zu treten.“ Die Zeit für sich, sagt Duchek, brauche man, um anders mit Stresssituationen umzugehen, Stress auszuhalten und es im besten Fall gar nicht erst soweit kommen zu lassen, dass es einem zusetzt. „Wir können den Stress nicht verhindern, aber den Umgang und die Haltung damit“, sagt sie. Gleichzeitig helfen freie Zeiten dabei, die eigenen Akkus wieder aufzuladen.
Darum sind Pausen keine Schwäche
Mit Blick auf eine vorherrschende Leistungsgesellschaft fällt es vielen allerdings nicht leicht, sich diese Freiräume auch zu nehmen. Duchek betont, dass es wichtig sei, auch mal „Halt“ zu sagen, wenn etwas zu viel wird. Zu häufig wolle man aber nicht zugeben, dass man eine Pause benötigt, da es vermeintlich Schwäche signalisiert. „Viele können das auch nicht akzeptieren, aber es ist wichtig, bewusst mit dem eigenen Energiehaushalt umzugehen“, sagt Duchek. Zum einen, um dann auch wieder Leistung bringen zu können und zum anderen, um ernstzunehmenden Krankheiten wie etwa Burnout vorzubeugen und „gar nicht erst in so einen Strudel zu geraten“.
Der Sinn, nichts zu tun
Auf dem Sofa zu liegen, Serien zu gucken und nebenbei am Tablet oder Smartphone zu hängen, ist hingegen nicht das, was mit faul sein gemeint ist. „Es geht wirklich ums Nichtstun und sich nicht mit Dingen zu beschäftigen, die wieder Stress verursachen oder nicht sinnstiftend sind“, erklärt die Expertin. „Wenn ich bestimmte Sachen mache und mir auch etwas vornehme, dann ist das nicht faul sein.“