Bei Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kann Faszientraining eine gute Lösung sein. Was dahinter steckt und wie es funktioniert, verrät Diplom-Sportwissenschaftler Andreas Jacob.
Faszientraining ist eine Übungsmethode, die neben der Muskulatur auch die überall im Körper befindlichen Bindegewebsfasern (Faszien) trainiert, lockert und entspannt. Andreas Jacob ist Diplom-Sportwissenschaftler und damit Fachmann für Bewegung und Beweglichkeit. Der 38-Jährige weiß, dass viele Menschen noch immer glauben, sportliche Aktivität sei erst dann gut und richtig, wenn ordentlich Schweiß fließt und am nächsten Tag der Muskelkater miaut. Das mag für Kraft- und Ausdauereinheiten stimmen. Beim Faszientraining gelten laut Jacob jedoch andere Regeln. Als Experte für Faszientraining kennt der Sportwissenschaftler die Besonderheiten der Trainingsmethode, die diese zu einem der populärsten Sport- und Bewegungstrends der letzten Jahre gemacht haben.
Gewebe lockern, Beweglichkeit steigern
Faszien sind Bindegewebsstrukturen, die überall im Körper stecken. Sie umhüllen Muskeln, Gelenke, Organe und hängen in großen Ketten zusammen. Das bedeutet: Jede Bewegung hat ihre Auswirkungen auch an anderen Stellen des Körpers. Das Problem ist, dass die Faszien zwei Dinge überhaupt nicht mögen: Wenn sich der Mensch regelmäßig zu wenig bewegt, trocknen sie aus und verkleben. Dasselbe passiert, wenn dieselbe falsche Bewegung oder übermäßige Belastung allzu häufig stattfindet. Der Körper reagiert dann mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Statt sich bei der Lösung des Problems immer nur auf Knochen und Gelenke, Sehnen und Bänder zu konzentrieren, sei ein Blick auf die Faszienstruktur oftmals der bessere Ansatz. Und das Wichtigste: „Faszientraining kann jeder machen“, sagt Andreas Jacob. Die Übungen sind leicht erlernbar und bieten sich für jeden Sportler an. Ziel ist es stets, Verklebungen zu lösen und dafür zu sorgen, dass die Faszien wieder geschmeidig aneinander vorbeigleiten können. Sobald man sich über die Faszienrolle rollt, wird die Flüssigkeit aus den Zellzwischenräumen gepresst. Anschließend sickert in das Gewebe neue Flüssigkeit ein. Wie bei einem Schwamm, der sich neu vollsaugt. Solche Übungen können am Anfang schmerzhaft sein, doch er zeigt auch auf, welche Stelle des eigenen Körpers man schon länger nicht gespürt hat. Damit die Faszien dann möglichst lange beweglich bleiben, helfen Dehnübungen.
Während Faszientraining aktive Dehnübungen beinhaltet, werden beim Faszien-Yoga passive Dehnübungen gemacht und es besteht aus ineinander übergehende Flow-Übungen.