Ohne Wehen keine natürliche Geburt. Das intensive Zusammenziehen der Gebärmutter am Ende der Schwangerschaft sorgt dafür, dass das Baby überhaupt durch den Geburtskanal nach draußen geschoben werden kann. Doch Wehe ist nicht gleich Wehe und schon vor der Geburt erfüllen Wehen wichtige Zwecke. Wir klären auf.
Spürbare Kontraktionen ab der 20. Schwangerschaftswoche
Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen)
Die ersten Wehen treten in der Regel mit Beginn der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. In unregelmäßigen Abständen wird plötzlich der Bauch hart und Schwangere spüren ein Ziehen, das bis in die Leistengegend reichen kann. Diese sogenannten Übungswehen können unangenehm sein, sind aber weder besonders intensiv noch schmerzhaft. Bereits nach kurzer Zeit wird das Ziehen schwächer und klingt dann ganz ab. Trotzdem erfüllt das Ganze einen wichtigen Zweck: Die Übungswehen sorgen nämlich dafür, dass die Gebärmutter in dieser Phase der Schwangerschaft optimal durchblutet und langsam auf die Geburt vorbereitet wird. Auswirkungen auf den Muttermund haben sie jedoch nicht. Und falls das Ziehen doch mal stärker ausfällt, können ein warmes Bad oder Körnerkissen beim Entspannen helfen.
Senkwehen
Am Ende der Schwangerschaft (ab ca. 36. SSW) gehen die Übungswehen langsam in sogenannte Senkwehen über. Diese haben vor allem ein Ziel: Sie lockern und verkürzen den Gebärmutterhals und tragen dazu bei, dass das Baby mit dem Kopf ins Becken rutschen kann. Senkwehen kommen ebenfalls unregelmäßig, sind aber meist intensiver. Schwangere spüren ein Ziehen in Unterbauch und Leistengegend. Ein gutes Zeichen, denn nun machen sich Körper und Kind bereit für die Geburt und es geht bald los.
Vorsicht bei vorzeitiger Wehentätigkeit (Frühwehen)
Vorsicht geboten hingegen ist, wenn der Bauch bereits in der frühen Schwangerschaft (vor der 36. SSW) oft hart wird und ein starkes Ziehen in Unterbauch oder Rücken zu spüren ist. Spätestens, wenn diese Kontraktionen von einem Druckgefühl nach unten und/oder einem blutigen Ausfluss begleitet werden, sollten sie Ihre Hebamme bzw. Ihren Arzt konsultieren. Ursache für die vorzeitige Wehentätigkeit können Stress und körperliche Überlastung sein. Aber auch Infektionen können vorzeitige Wehen auslösen. Um eine Frühgeburt zu vermeiden, sollten Frühwehen unbedingt beobachtet und abgeklärt werden.
Regelmäßige Wehen signalisieren Geburtsbeginn
Eröffnungswehen
Eröffnungswehen markieren den Beginn der Geburt. Sie unterscheiden sich von Übungs- und Senkwehen vor allem dadurch, dass sie regelmäßig (zunächst etwa alle 10-15 Minuten, ggf. mit Pausen) auftreten und in Wellen verlaufen. Der Schmerz wandert dabei meist vom Oberbauch langsam nach unten. Im Laufe der Zeit werden die Eröffnungswehen intensiver und die Abstände kürzer. Nach und nach öffnet sich dabei der Muttermund. Dies kann jedoch – vor allem beim ersten Kind – viele Stunden dauern. Schwangere, die mit dem Schmerz gut klarkommen, können also ruhig noch eine Weile zuhause bleiben, bis sich die Abstände zwischen den Wehen deutlich verkürzt haben.
Übergangs-/Austreibungswehen
Übergangs- bzw. Austreibungswehen sind besonders intensiv. Sie kommen regelmäßig etwa alle drei Minuten, dauern etwa 60 Sekunden, verlaufen wellenartig mit einem Schmerzhöhepunkt und leiten die vorletzte Phase der Geburt, die sogenannte Austreibungsphase, ein. Schwangere spüren durch die Weitung des Geburtskanals ein starkes Dehngefühl und einen zunehmenden Druck nach unten. Ein Zeichen dafür, dass die Geburt naht und die Austreibungswehen schon bald in Presswehen übergehen.
Presswehen
Zu Beginn dieser Phase ist der Muttermund maximal geöffnet und der Kopf des Kindes so weit ins Becken gerutscht, dass dies bei der Mutter einen Starken Drang zum Pressen auslöst. Ein erleichterndes Gefühl, denn nun steht die Geburt kurz bevor und die Schwangere kann unter Anleitung von Arzt und Hebamme ihrem Körpergefühl nachgeben und aktiv mitarbeiten.
Nachgeburtswehen
Etwa 30 bis 60 Minuten nach der Geburt zieht sich die Gebärmutter erneut zusammen. Diese sogenannten Nachgeburtswehen sorgen dafür, dass die Plazenta abgestoßen wird und den Körper verlassen kann. Nachgeburtswehen sind meist nicht sehr intensiv und insbesondere Erstgebärende nehmen sie im Nebel der Glückshormone oft gar nicht wahr.
Nachwehen
Auch in den Tagen nach der Geburt, dem sogenannten Wochenbett, treten Wehen auf. Diese Nachwehen sorgen dafür, dass die Gebärmutter sich zurückbildet und der Blutfluss schneller abklingt. Beim zweiten oder dritten Kind fallen sie meist intensiver aus. Ebenso beim Stillen. Das kann unangenehm sein, ist aber ein gutes Zeichen, da sich der Körper auf diese Weise von der Geburt erholt.