Die Knie sind unsere beiden größten Gelenke im Körper – und wir gehen oft nicht gut mit ihnen um. Dabei übernehmen sie wichtige Funktionen für unsere Beweglichkeit. Ein Überblick.
Kniebeuge, Springen, Treppensteigen, Laufen, das ganz normale Gehen: Ohne Knie wäre das nicht möglich. Aber wie oft denken wir tatsächlich an die beiden Gelenke? Wir schonen unseren Rücken, bauen gezielt Muskeln um die Wirbelsäule auf, aber um die Knie kümmern wir uns häufig erst, wenn sie schmerzen. „Das Knie gehört zu den großen Gelenken im menschlichen Körper, ohne die man einfach nicht mobil ist“, bekräftigt Prof. Steffen Schröter, Chefarzt des Diakonie-Klinikums Jung-Stilling in Siegen und Vizepräsident der Deutschen Kniegesellschaft. „Solange nichts ist, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass es funktioniert.“
Das menschliche Knie ist ein komplexes Gelenk. Es ermöglicht Bewegung und bietet gleichzeitig Stabilität, überträgt Gewicht beim Stehen und Gehen und verbindet Ober- und Unterschenkel. Indem es Stöße und Belastungen dämpft, hilft das Knie, die Belastung der Knochen und Gelenke zu reduzieren und Verletzungen vorzubeugen. Das Kniegelenk spielt auch eine Rolle bei der Kontrolle der Körperhaltung. Eine angemessene Funktion des Knies ist wichtig, um eine korrekte Ausrichtung der Hüfte, des Beins und des Fußes aufrechtzuerhalten.
Ein Geniestreich aus Knochen, Muskeln, Sehnen und Knorpel
Um diese wichtigen Funktionen zu gewährleisten, besteht das Knie aus verschiedenen miteinander verbundenen Strukturen. An den Enden der beiden Knochen, die das Kniegelenk bilden – dem Oberschenkelknochen (Femur) und dem Schienbein (Tibia) – befindet sich Knorpelgewebe. Dieser Knorpel ermöglicht eine reibungsarme Bewegung zwischen den Knochen und wirkt als Stoßdämpfer. Stabilisiert wird das Kniegelenk von mehreren Bändern, etwa dem vorderen und dem hinteren Kreuzband sowie den Seitenbändern, die übermäßige Bewegungen verhindern und dem Knie Stabilität geben.
Im Kniegelenk liegen die Menisken, zwei knorpelige Strukturen. Sie verteilen die Belastung, erhöhen die Stabilität und reduzieren die Reibung. Umgeben ist das Kniegelenk von mehreren Sehnen, die Bewegung ermöglichen, indem sie die Muskelkraft auf die Knochen übertragen. Als Stabilisierung und Schutz dient die Gelenkkapsel. Sie umhüllt das ganze Kniegelenk.
Das Knie ist umgeben von einer Vielzahl von Muskeln, die für Bewegung und Stabilität sorgen: Etwa der Quadrizeps an der Vorderseite des Oberschenkels, der Biceps femoris an der Rückseite des Oberschenkels und die Muskeln der Wade.
Kniegelenke lieben Herausforderung
Damit das Knie gesund bleibt, ist Bewegung die wichtigste Voraussetzung. Sowohl das Gelenk an sich als auch die es umgebenden Muskeln brauchen konstante Aktivität. „Trainierte Muskeln sind elementar wichtig für die Stabilität des Knies“, erklärt Prof. Andrea Meurer, Chefärztin der Medical Park Kliniken in Bad Wiessee. „Da das Knie zwischen zwei sogenannten Hebeln liegt, also Oberschenkel und Unterschenkel, ist es großen Kräften ausgesetzt.“ Entstehen Schäden am Knie, habe das meist eine der beiden zentralen Ursachen: Verschleiß durch Übergewicht und Bewegungsmangel oder aber durch Unfälle im Zusammenhang mit Sport.
Bewegung sorgt für einen gesundheitsfördernden Stoffwechsel im Knie. Abbauprodukte werden beispielsweise aus dem Knorpel herausbefördert und gleichzeitig Gelenkflüssigkeit produziert, um den Knorpel mit wertvollen Nährstoffen zu versorgen.
Vermeidung: Fataler Fehler bei Arthrose
Eine Arthrose, also eine Verschleißerkrankung, steckt oft dahinter, wenn sich das Knie nach Ruhepausen steif anfühlt. Dazu kommt es, weil der Gelenkknorpel dünner wird und nicht mehr so gut schützt. Eine Arthrose entsteht oft durch Bewegungsmangel und Adipositas, aber auch frühere Verletzungen des Kreuzbandes oder der Menisken können viele Jahre später Arthrose begünstigen.
Viele Menschen beginnen bei Verschleißerscheinungen intuitiv, das Gelenk zu schützen – ein fataler Fehler, weil dadurch das Problem vergrößert wird. Durch Meiden bestimmter Bewegungsabläufe verspannen sich die Muskeln am Gelenk, die sich in der Folge verkürzen und zu Fehlhaltungen beitragen. Aktivität ist auch wichtig für die Gesundheit des Gelenkknorpels.
Prävention und Therapie: Sport bei Verschleiß
Viel bewegen, aber wenig belasten steht im Fokus der Therapie bei Kniegelenksarthrose. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) empfiehlt bei Kniegelenksarthrose folgende Sportarten:
- Gymnastik
- Radfahren
- Walking
- Kraulschwimmen
- Aqua-Jogging
Lassen Sie sich individuell von Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin beraten – insbesondere, falls Sie noch unter weiteren Krankheiten leiden.