Langsam, aber stetig steigt der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln. In Zeiten von Klimadebatten und Nachhaltigkeit wird Bio immer wichtiger.
Bioprodukte gibt es mittlerweile viele auf dem Markt. Bereits seit 2001 ist das deutsche Bio-Siegel auf dem Markt, das Lebensmittel und andere Produkte kennzeichnet, die der EG-Öko-Verordnung genügen. Seit Juli 2012 ist das EU-Bio-Logo (Euro-Blatt) verbindlich vorgeschrieben. Das deutsche Bio-Siegel kann zusätzlich dazu verwendet werden. Die Entwicklung zu einem großen Absatzmarkt von Bio-Produkten dauert allerdings noch an: Während das Interesse beim Verbraucher schnell stieg, brauchten Landwirte einige Zeit, um ihre Höfe auf Bio umzustellen. „Das ist ein komplett anderes System als das, was die meisten Landwirte gelernt haben“, sagt Agrarwissenschaftlerin Britta Klein vom Bundeszentrum für Ernährung. Dazu müsse man Bereitschaft zeigen. „Die Landwirte merken, in diesem Bereich passiert was, und trauen sich vermehrt, auf Bio umzustellen.“ Im Zuge der Klimadebatte scheint jetzt also auch dem Thema Bio-Lebensmittel eine größere Bedeutung zuzukommen.
Was heißt Bio eigentlich?
Bio-Landbau sieht den landwirtschaftlichen Betrieb als ganzheitliches System aus Boden, Pflanzen, Tieren und Menschen. Bio-Produzenten verzichten auf synthetische Düngemittel und chemische Pestizide. Durch diesen Verzicht wird das Grundwasser entlastet. Gleichzeitig sinkt dadurch die Emission von schädlichem Lachgas, das das Klima laut Umweltbundesamt 300 Mal stärker schädigt als Kohlendioxid (CO2). Um die gleiche Menge an Nahrungsmitteln zu erzeugen, verbraucht der Öko-Landbau zudem etwa ein Viertel bis ein Drittel weniger Energie als konventionelle Landwirtschaft. So wird auch weniger CO2 freigesetzt. Außerdem müssen Tiere artgerecht gehalten und gefüttert werden – es gibt Bestimmungen, die vorgeben, wie viele Hühner oder Kühe pro Hektar gehalten werden dürfen. Ob Bio-Produkte dadurch aber automatisch gesünder sind? Diese Frage ist Klein zu eng gefasst. Zu individuell seien die Lebensweisen der Menschen über die Nahrung hinaus. „Bio-Produkte sind auf jeden Fall besser für unsere natürlichen Lebensgrundlagen – Boden, Wasser, Luft. Und weil sie so den Planeten schonen, sind sie besser für uns“, erklärt Klein. Ob der regelmäßige Verzehr von Bio-Produkten dazu führt, dass Menschen seltener erkranken, könne man aber nicht pauschal sagen. Fakt ist: Bio-Produkte haben etwas konzentriertere Inhaltsstoffe und manchmal auch mehr Nährstoffe, weil weniger Wasser enthalten ist. Gemüse von Ökofeldern ist in der Regel nitratärmer, Bio-Getreide enthält tendenziell etwas weniger Schimmelpilzgifte. Milch und Fleisch aus Öko-Haltung haben eine ernährungsphysiologisch günstigere Fettsäurezusammensetzung.
Abwägungsprozess
Derweil kommt nicht jedes Bio-Lebensmittel aus Deutschland oder gar aus der Region. Produkte wie Kaffee oder Apfelsinen kommen anbaubedingt aus dem Ausland. Anderes teilweise aber auch, weil dort billiger produziert werden kann. Die Kosten aber, um die Lebensmittel in die heimischen Supermärkte zu fahren, sind hoch. Neben den Transportkosten stehen auch die ökologischen Kosten – die CO2-Bilanz. Bei Lebensmitteln aus der Region ist diese deutlich günstiger. Dann stellt sich die Frage, ob man möglicherweise auf regionale, aber konventionelle Produkte setzt oder auf Bio-Produkte, die nicht regional sind. Von einem Entweder-Oder hält Klein nichts. Man muss abwägen, was einem wichtig ist, sagt die Expertin. „Das beste Bio ist das, was aus der Region kommt.“ So sorgt man für den Erhalt regionaler Böden und unterstützt heimische Landwirte. Dass Menschen dabei auch an ihre Grenzen stoßen, ist Klein bewusst, aber: „Es gibt viele Möglichkeiten, Verantwortung für das eigene Umfeld zu übernehmen und kleine Schritte zu gehen.“
Kostenfrage
Für viele ist Bio beim täglichen Einkauf aber auch eine Kostenfrage. Klein relativiert. „Beim Obst und Gemüse etwa sind die Preisunterschiede kleiner geworden“, sagt sie. Auch Bio-Nudeln seien nicht viel teurer als konventionelle. Deutlich teurer seien vor allem Fleisch und Fisch, weil die Produktionsanforderungen viel höher sind. Ein positiver Nebeneffekt sei, dass Menschen ihren Fleischkonsum reduzieren – für Klein ein wichtiger Faktor im Kampf für den Klimaschutz. Konventionelle Lebensmittel seien letztendlich nur für den Käufer günstig. „Sie haben aber Kosten erzeugt“, sagt Klein. Möglicherweise sei das Trinkwasser verschmutzt und müsse gereinigt werden. Zusätzlich wurde dem Boden eventuell geschadet. „Würde man diese Kosten umlegen, dann käme man auf die Kosten, die Bio-Lebensmittel schon haben“, erklärt sie.