Kaum eine andere Frucht enthält so viel Vitamin C wie die Acerola-Kirsche. Macht sie das tatsächlich zur Königin unter den Superfoods?
Die Acerola ist etwa ein bis drei Zentimeter groß, rund und gelborange oder rot. Doch obwohl das exotische Früchtchen auf den ersten Blick unseren heimischen Kirschen sehr ähnlich sieht, sind die beiden nicht verwandt. Genaugenommen gehört die Acerola zu den Rosengewächsen. Ursprünglich stammt sie von der mexikanischen Halbinsel Yucatán und ist mittlerweile in Süd- und Mittelamerika sowie in Afrika, Asien und Australien heimisch. Hierzulande sind die Früchte in der Regel nur als Saft, Pulver oder in Tablettenform zu bekommen, denn die immergrünen Pflanzen sind nicht winterhart. Zudem sind frische Acerolas kleine Diven. Sie verderben schon wenige Tage nach der Ernte und sind damit nicht für den langen Transport geeignet.
Acerola steckt voller Vitamin C
Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten, wenn Grippe- und Erkältungsviren in den Startlöchern stehen, erfreut sich die exotische Acerola-Frucht großer Beliebtheit. Mit bis zu 1.700 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm gilt sie als echter Booster für das Immunsystem. Zum Vergleich: Orangen enthalten nur etwa 50 Milligramm pro hundert Gramm. Das ist aber noch nicht alles, denn neben Vitamin C enthalten Acerolas noch weitere wertvolle Inhaltsstoffe. Zum Beispiel Kalzium, Magnesium und Phosphor sowie Provitamin A, Vitamin B1 und Vitamin B2. Insgesamt stecken mehr als 20 verschiedene Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in der kleinen Frucht.
Saft oder Pulver
Frische Acerola-Kirschen gibt es hierzulande zwar nicht zu kaufen, aber es gibt Alternativen. Zum Beispiel Acerolasaft. Der Vorteil: Bei schonender Verarbeitung bleiben die gesunden Inhaltsstoffe vollständig erhalten. Wer den Saft kauft, sollte zu Direktsaft oder Fruchtsaft aus Konzentrat greifen – beide werden nicht gezuckert und enthalten auch keine Aromastoffe. Aber Vorsicht: Aufgrund des hohen Kaliumgehaltes kann Acerolasaft Durchfall auslösen, wenn man zu viel davon trinkt. Alternativen sind Acerola-Pulver oder Trockenfrüchte. Auch hier entscheidet die Verarbeitung darüber, ob die Inhaltsstoffe der Frucht erhalten bleiben. Wird darauf jedoch geachtet, sind die natürlichen Acerola-Nahrungsergänzungsmittel eine gute Alternative zu künstlich hergestelltem Vitamin C, bestätigt das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe.
So wirkt Acerola auf das Immunsystem
Viele Menschen schwören auf die Super-Frucht. Sie soll Zellen verjüngen, den Stoffwechsel ankurbeln sowie vor Krebs schützen – um nur einige positive Eigenschaften zu nennen. Acerola hat den Ruf, ein echtes Superfood zu sein. Der Haken an der Sache: Wissenschaftlich bewiesen ist all das nicht. Auch in Sachen Abwehrkräfte darf man von der kleinen Frucht keine allzu großen Wunder erwarten. Forscher haben herausgefunden, dass Vitamin C Erkältungen nicht verhindern kann. Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: „Die regelmäßige Nahrungsergänzung hatte jedoch eine mäßige, aber einheitliche Wirkung auf die Reduzierung der Dauer von Erkältungssymptomen“, stellen Harri Hemilä und Elizabeth Chalker, die zahlreiche Studien zu diesem Thema verglichen haben, fest. Mit dem Vitamin C ist das ohnehin so eine Sache – auf Vorrat essen funktioniert nicht. Der menschliche Körper kann es nämlich nicht speichern und scheidet den Überschuss schnell wieder aus. Zudem führt eine Überdosierung zu Magen-Darm-Beschwerden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen etwa 100 Milligramm Vitamin C pro Tag. Diesen Wert erreicht man auch durch eine ausgewogene Ernährung ganz ohne Superfrucht. Nur wer tatsächlich unter Vitamin-C-Mangel oder einer Allergie gegen Zitrusfrüchte leidet, sollte zusätzlich zu den exotischen Nahrungsergänzungsmitteln greifen.
Ganz die Finger von der Acerola-Kirsche lassen sollten Menschen, die unter einer Latex-Allergie leiden. Selbst eine geringe Menge kann eine schwere anaphylaktische Reaktion hervorrufen.
Schlechte Ökobilanz
Der Weg der Acerola-Frucht nach Deutschland ist lang. Zudem frisst die Verarbeitung zu Säften, Pülverchen und Tabletten viel Energie. Wer sich also um die Nachhaltigkeit seiner Lebensmittel Gedanken macht, der sollte von Produkten mit Acerola Abstand nehmen. Zum Glück gibt es eine ganze Reihe heimischer Superfoods, die eine wesentlich bessere Ökobilanz vorweisen. Dazu gehören neben Sanddorn und Hagebutte zum Beispiel Grünkohl und Blumenkohl.