Abnehmen: Was bringen Theanex-Kapseln?

Endlich weniger Appetit – das klingt vielversprechend, gerade wenn Heißhungerattacken Abnehmversuche oft sabotieren. Theanex-Kapseln sollen laut Herstellerversprechen das Hungergefühl drosseln bzw. die Sättigung verstärken und dadurch helfen, das Körpergewicht zu reduzieren. Doch fundierte wissenschaftliche Belege für die Wirkung fehlen.

Was sind Theanex-Kapseln?

Theanex ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das bestimmte Inhaltsstoffe enthält, die den Stoffwechsel ankurbeln, die körpereigene Fettverbrennung unterstützen und das Sättigungsgefühl verstärken sollen, sodass Abnehmen leichter fällt. Als Einnahme sind täglich zwei Kapseln vor oder zur Hauptmahlzeit vorgesehen – mit zwei großen Gläsern Wasser. „Zumindest bei dieser Mahlzeit dürfte man auch daher weniger Hunger haben“, sagt die Ernährungsberaterin Monika Bischoff vom Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention am Barmherzige Brüder Krankenhaus in München. Die Kapseln enthalten folgende Stoffe:

• Garcinia-cambogia-Extrakt (ein Pflanzenextrakt, der als Abnehmhilfe beworben wird)
• L-Arginin
• L-Carnitin
• Matcha-Pulver
• Spirulina-Pulver
• Cellulose sowie Magnesiumstearat¹ (ein Stoff, der oft als Hilfsstoff in Tabletten verwendet wird, um die Produktion zu erleichtern)

Kann man mit Theanex-Kapseln wirklich abnehmen?

„Klar ist: Es gibt keine Evidenz, das bedeutet, die Wirksamkeit des Produkts ist nicht durch wissenschaftliche Studien belegt“, sagt die Ernährungsexpertin Monika Bischoff. Es gäbe unzählige Lifestyle-Produkte zum Abnehmen, denen alle möglichen Wirkungen zugesprochen würden, die schlichtweg nicht stimmten. Seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs im Januar 2022 dürfen Hersteller Nahrungsergänzungsmittel nicht mehr unter der Bezeichnung Fatburner verkaufen oder bewerben.

Beispiel 1: Aus der Garcinia-cambogia-Pflanze stammt der Stoff Hydroxycitronensäure (HCA) – er wird insbesondere im Internet als schlankheitsfördernd beworben und steckt auch in Theanex-Kapseln. Für den Menschen konnte diese Wirkung bisher jedoch wissenschaftlich nicht schlüssig belegt werden bzw. unterscheidet sich laut Gesundheitsinstitut der USA, dem National Institutes of Health, nicht signifikant von einer Placebowirkung. Zudem bestehen starke Zweifel an der Sicherheit HCA-haltiger Schlankheitsmittel.² „Generell ist die Sicherheit bei Nahrungsergänzungsmitteln im Gegensatz zu zugelassenen Medikamenten und Medizinprodukten häufig nicht gewährleistet“, sagt Monika Bischoff.

Beispiel 2: Viel Halbwissen kursiert auch über die Aminosäuren L-Arginin und L-Carnitin – gerade letztere wird oft als Abnehmbooster oder Fettverbrenner vermarktet, da L-Carnitin an der Energiegewinnung in der Zelle beteiligt ist. „Viele Menschen wissen aber gar nicht, dass wir L-Arginin oder L-Carnitin über normale Nahrungsmittel aufnehmen und der Körper die Stoffe zum Teil auch selbst bilden kann“, sagt die Expertin. „Wenn wir uns vernünftig und ausgewogen ernähren, nehmen wir in der Regel ausreichend Eiweiß und damit alle wichtigen Aminosäuren auf – führen wir sie von außen zu, wird ihre Produktion im Körper gedrosselt bzw. L-Carnitin über den Urin ausgeschieden.“ In der Allgemeinbevölkerung bestehe kein Mangel an L-Carnitin.³

Zwei Analysen aus 2020 zeigten, dass L-Carnitin bei Übergewichtigen und Personen mit Adipositas eine bescheidene reduzierende Wirkung auf das Körpergewicht haben könnte ­­– vorausgesetzt, dass es zugleich zu einer Lebensstiländerung kommt. Wichtig zu wissen: Die Wirkung steigt nicht mit der Zufuhrmenge, der maximale Effekt ist mit zwei Gramm pro Tag erreicht.⁴

Tipp: Gut versorgt mit Aminosäuren➨ Sehr gute Eiweißquellen sind Fleisch, Eier, Fisch, Milchprodukte, Getreide, Hülsenfrüchte, auch Pilze. Durch gezieltes Kombinieren lässt sich die biologische Wertigkeit der einzelnen Eiweißquellen noch erhöhen, etwa Kartoffeln mit Quark oder Eiern.⁵

Welche Nebenwirkungen gibt es?

• Bei Produkten mit Quellstoffen wie Cellulose müssen die Kapseln wie angegeben mit viel Wasser geschluckt werden. Andernfalls kann es zu Verstopfung kommen.
• Manche Pflanzenstoffe – darunter das enthaltene Garcinia cambogia ­– können möglicherweise die Leber schädigen.⁶ Menschen mit vorgeschädigter Leber, wenn sie regelmäßig potenziell leberschädigende Medikamente wie Paracetamol einnehmen oder häufig Alkohol trinken, sollten daher unbedingt Rücksprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin halten.⁷ Außerdem können bereits geringe Dosen der Substanz Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen – und die Wirksamkeit von Diabetes- und Asthma-Medikamenten sowie Blutgerinnern reduzieren.⁸
• Bei einigen Produkten können Wechselwirkungen mit Arzneimitteln auftreten. Wer Medikamente einnimmt, sollte unbedingt ärztlichen Rat einholen oder in der Apotheke nachfragen.

Fazit

„Die Empfehlung lautet: Hände weg von Schlankheitsmitteln aus dem Internet!“, betont Abnehm-Expertin Monika Bischoff. Die Wirksamkeit ist nicht belegt. „Ein anderes Problem ist die Sicherheit solcher Produkte – auch rein pflanzliche Mittel können riskant sein, besonders wenn mehrere Stoffe kombiniert werden.“ Es gibt eine Reihe von nachweislich wirksamen Methoden zur Gewichtsreduktion. Der Hausarzt oder die Hausärztin ist die richtige Ansprechperson. „Ein nachhaltiger Gewichtsverlust ist nur zu erwarten, wenn ein unterstützendes Mittel oder Medikament mit einer kalorienreduzierten Ernährung und einer Verhaltensänderung kombiniert wird“, so die Leiterin eines Zentrums für Ernährungsmedizin und Prävention.