Der Jahreswechsel dient oft als Zeitpunkt für gewünschte persönliche positive Veränderung, warum also nicht auch im Unternehmen?
Da ist es, das Jahr 2022 und alles glänzt noch so schön neu. In den Jahreswechsel wird viel Erwartung gesetzt, das alles anders und bestenfalls besser wird als im Jahr davor. Dieses fängt mit den Erwartungen an den Silvesterabend und die Feierlichkeiten ins neue Jahr an und findet in den Neujahrsvorsätzen seine Fortsetzung.
Nach den letzten beiden Jahren, unter Einfluss der Pandemie, sind diese Erwartungen sicherlich mit noch mehr Hoffnung auf Besserung und Veränderung verbunden. Für viele gilt: Das neue Jahr soll unbedingt ein besonderes werden. Dieses spiegelt sich auch in vielen traditionellen Bräuchen zum Jahreswechsel wieder: Böse Geister vertreiben durch Feuerwerk, Glücksbringer für die Dekoration der Feierlichkeit, Bleigießen, um das neue Jahr vorherzusagen – zumeist geht es um die Erfüllung von Vorstellungen und Wünschen, die ein neues Jahr (endlich) erfüllen soll.
Persönlich hatte der Jahreswechsel für mich noch nie eine sonderlich große Bedeutung, auch Neujahrsvorsätze waren bisher eher kein Thema für mich. Ich kann jedoch gut nachvollziehen, dass ein Zeitpunkt, der einen Wechsel der Zeit dokumentiert und somit symbolisch für Veränderung steht, genutzt wird, sich selber neu zu sortieren. Und durch die Erfahrungen der letzten Jahre sehe ich es inzwischen so, dass man vielleicht gerade entsprechende Zeichen nutzen sollte, um eben ein solches zu setzen – für sich und sein Umfeld. Und ich bin überzeugt, dass gerade Unternehmen diese Chance ergreifen sollten. Neues Jahr, neues Glück, auch im Unternehmensumfeld.
Fortschritt lebt von Motivation und Reaktion
Was Millionen Menschen jedes Jahr antreibt, sich (zumindest über die ersten 1 bis 3 Monate des Jahres) zu verändern, bietet Potential auch im Unternehmenskontext. Wenn etwas neu ist, hat es eine Strahlkraft, die Positives bewirken kann. Nutzen wir den Jahreswechsel und die damit verbundene Motivation des neuen Jahres also im Unternehmen, insbesondere nach den letzten zwei herausfordernden und kräftezehrenden Jahren der Pandemie.
Und machen wir es dabei nachhaltiger, als 90 Prozent der Neujahrsvorsätze, die schnell scheitern. Denn eines ist klar, unabhängig von den anhaltenden Einflüssen des Covid-19-Virus, das Jahr 2022 wird nicht weniger herausfordernd als 2021 für Unternehmen und der Fachkräftemangel für viele eher größer als kleiner. Umso wichtiger ist es, Motivation zu schaffen, mitzunehmen, zu fördern und Mitarbeitende langfristig für sich zu gewinnen, egal ob Bestandsmitarbeitende oder neue Fachkräfte.
Die Gesundheit der Mitarbeitenden – das hat nicht nur die Pandemie verdeutlicht sowie die aktuelle Debatte zur verkürzten Quarantänezeit zur Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens noch einmal gezeigt – bleibt für Unternehmen Faktor für Fortschritt und Unternehmenserfolg. Im Zentrum des Unternehmenserfolgs bleiben die Mitarbeitenden. Das Bewusstsein der Unternehmen und die Vorsätze der Gesellschaft, hier etwas zu verändern, sind somit ein ‚Match‘, der nur richtig bedient werden muss.
Die erste Motivation schwindet
Zum Start des neuen Jahres ist die Motivation hoch, man möchte etwas zum Besseren verändern, möchte etwas bewegen, möchte Ziele erreichen. Beliebtes Beispiel sind die vollen Fitnessstudios zu Jahresbeginn, gefördert sicher noch durch den überschwänglichen Genuss von Nahrungsmitteln über die Feiertage. Erste kleine Erfolge des Besuchs bestätigen das Ansinnen und bestärken den Vorsatztragenden. Übrigens eine Methodik, der sich auch digitale Spiele erfolgreich bedienen, schnelle erste Erfolge sowie zahlreiche Bestätigung und Belohnung am Anfang, um die Spielerinnen und Spieler zu triggern. Nach der ersten Motivation, der Freude über erzielten Fortschritt, kommt dann jedoch immer mehr der Alltag ins Spiel. Und die notwendige Ausdauer, als gefährlichster Gegenspieler der Motivation, leidet. Erfolge sind nicht mehr so deutlich, Fortschritt nicht mehr so erkennbar und Ziele erscheinen zu weit weg, weil Wunschvorstellung und Status quo noch weit auseinander liegen. Motivation und Disziplin sinken und erste Rückschritte leiten zumeist schnell das Ende der guten Vorsätze ein.
Hier können Unternehmen nicht nur lernen, was Motivationsförderung erfordert (auch für viele andere Bereiche der Zusammenarbeit), sondern Mitarbeitende auch positiv unterstützen auf dem Weg zum persönlichen (Neujahrs-)glück.
Ich empfehle einen erneuten Blick in die Welt der digitalen Spiele: Die anfänglich einfach zu erreichenden und zahlreichen Erfolge im Fortschritt eines digitalen Spiels werden mit zunehmender Spieldauer seltener. Der Anspruch steigt, Zwischenziele bis zum ‚Endgegner‘ bleiben jedoch erreichbar und machbar. Man spricht vom sogenannten ‚Flow‘-Zustand, der sich immer zwischen den Faktoren ‚zu anspruchslos‘ und ‚zu anspruchsvoll‘ bewegt und somit die Motivation durch ein gutes Zusammenspiel von Herausforderung und Fortschritt aufrechterhält. Positives Feedback auf bewältigte Herausforderungen und erreichte Zwischenziele, die unseren Fortschritt dokumentieren, bestärken uns auf dem Weg zum großen Ziel. Glücksgefühle werden ausgeschüttet.
Die stärkste Bindung erzielt die Einbindung
Was das wiederum für Unternehmen bedeutet? Neues Jahr, neues Glück! Unternehmen sollten für ihre Mitarbeitenden nicht nur Anreize schaffen, die (eigene) Gesundheit im Fokus zu haben, sondern die anfängliche Motivation aus dem Jahreswechsel für sich und die Mitarbeitenden nutzen – für ein nachhaltiges Employer Branding. Denn was erzeugt mehr Bindung als Elemente wie Gemeinschaft, gemeinsam erreichte Ziele, persönliche Zufriedenheit?
Achtsamkeit als eines der Themen für 2022 kann und sollte also auch der Arbeitgeber zeigen und diese kommunizieren. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist viel mehr, als der bürokratische Begriff hergibt. Geschickt integriert und aufgestellt ist es eine Möglichkeit, die Unternehmenskultur zu stärken und Wahrnehmungen zu verändern. Jeder Neujahrsvorsatz zeigt: Der Erfolg hängt am Ende an der gelebten Eigenverantwortlichkeit. Ein Aspekt, der auch in der Zusammenarbeit im Unternehmen durch remote work deutlich stärker im Fokus steht. Und remote work ist auch tatsächlich ein gutes Stichwort, wenn es um die Achtsamkeit des Arbeitgebers geht. Der Druck und das Stresslevel vieler Mitarbeitenden ist in den letzten Monaten des schwimmenden Übergangs von work & life sicherlich nicht geringer geworden. Um Post-Covid-Ausfallzeiten zu vermeiden und Risiken zu reduzieren, können achtsame Arbeitgeber mit z. B. anonymisierten Stresstests Aufmerksamkeit bei den Mitarbeitenden erzeugen, Prävention betreiben und somit Für- und Vorsorge sowie mehr Offenheit zur (Selbst-)Reflexion schaffen. Im eigenen Interesse und für ein gesteigertes Wohlbefinden und mehr Verantwortlichkeit bei Mitarbeitenden, auch untereinander.
Ich finde, Unternehmen sollten im Gesundheitsmanagement deutlich mehr den Part des Spiels übernehmen, Optionen bieten, Feedback geben, Fortschritt zeigen, Zwischenziele setzen und für die Motivation Erfolge feiern. Wer Verantwortung zeigt, kann auch Verantwortung leben, wer unterstützt, kann auch Unterstützung geben, wer fördert, kann auch fordern.
Fahrradfahren für den guten Zweck
Die Möglichkeiten sind vielfältig, abgeglichen mit Unternehmenswerten und der Unternehmenskultur kann man nachhaltig ein Zeichen setzen.
Beispiel gefällig? Wer zum Beispiel als Unternehmen das Dienstrad eingeführt hat, macht dies auch unter dem Deckmantel von Corporate Social Responsibility und mehr Gesundheitsbewusstsein unter den Mitarbeitenden – Mitarbeitende sollen anstelle des Autos das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit nutzen. Oft schlägt dieser Gedanke jedoch fehl, die Nutzung erfolgt eher privat und seltener, als anfangs gedacht.
Mit einer gemeinsamen Challenge kann das anders aussehen. Versuchen Sie doch einmal, den CO2-Fußabdruck im Unternehmen zu reduzieren. Setzen Sie das Ziel, dass Ihre Mitarbeitenden eine bestimmte Kilometerzahl in einem Monat mit dem Fahrrad anstelle des Autos zurücklegen. Wird das Ziel erreicht, wird pro Kilometer durch das Unternehmen ein Baum gepflanzt und das Team bzw. der Unternehmensbereich mit den meisten zurückgelegten Radkilometern bekommt noch eine kleine zusätzliche extrinsische Motivationsspritze, z. B. ein Teamfrühstück oder ein Coaching. Die Challenge kann man natürlich immer wieder anpassen bzw. in der Ausrichtung und den Themen variieren.
So bedienen Sie mehrere Aspekte der Unternehmenskultur mit einer Aktion. Teamgefühl, Verantwortungsbewusstsein und Social Responsibility sowie die Unterstützung des originären Zwecks eines Dienstrads stehen im Fokus. Und Sie setzen die Möglichkeit des Umdenkens bei den Mitarbeitenden, die feststellen, dass der Weg mit dem Rad genauso gut, wenn nicht sogar befriedigender zurückgelegt werden kann, als mit dem Auto. Fahrradfahren für einen mehrfachen guten Zweck also.
Der Jahreswechsel birgt viele Möglichkeiten und vor allem Hoffnungen. Als Arbeitgeber können wir unterstützen und damit Motivation und Verantwortlichkeit fördern und auch fordern. Wie? Wir sollten unsere Unternehmenswerte mit Leben füllen und kreativ in die Angebote an Mitarbeitende einbinden – dann können wir Vorsätze bilden, am Leben halten und auf Mitarbeitende zurückgreifen, die glücklich darüber sind, 2022 etwas (gemeinsam) verändert, Fortschritt erzielt, Herausforderungen gemeistert und Erfolge erzielt zu haben. Die Auswirkung aufs Arbeitsleben ist logische Folge, insbesondere wenn der Fokus auf der (persönlichen) Gesundheit liegt und Unterstützung vom Arbeitgeber kommt. (Persönliche) Zufriedenheit ist das neue Glück.
Nutzen wir den Jahreswechsel also für ein Umdenken in Unternehmen und bei Mitarbeitenden. Mehr Zufriedenheit durch Wertschätzung, Anerkennung und Wahrnehmung – das ist doch ein guter Vorsatz. Nicht nur für 2022.